„Vorbild für alle Schaumburger“
"Alle warten auf Charly"

Während einer „Schaumburger Begegnung“ ist Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier an dessen 68. Geburtstag aus seinem Amt verabschiedet worden. An der Feier in der Wandelhalle des Staatsbads Nenndorf nahmen 430 geladene Gäste teil.

Landkreis (ssr).
Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) würdigte besonders die persönliche, menschliche Ausstrahlung Schöttelndreiers. „Sie sind für alle Schaumburger ein Vorbild gewesen“, sagte er an den scheidenden Landrat gerichtet. Der Minister zeigte sich beeindruckt davon, „in welch’ hohem Maße Sie bei den Schaumburgern Hochachtung und Freundschaft genießen“.
Wie alle Redner in jeweils anderer Wortwahl würdigte auch der Stadthäger Bürgermeister Bernd Hellmann (SPD) namens aller Schaumburger Kommunen: „Schöttelndreier hat Schaumburger Identität geschaffen.“ Der scheidende Landrat erstrebe „die Utopie einer Identität der Heimat, in der sich die Menschen in einem tiefen Sinn verbunden fühlen“. Er habe dies aber stets „in pragmatischen und realistischen kleinen Schritten“ getan, würdigte Hartwig Dankwerth namens der Kreistagsfraktion der Grünen.
„Kompliziertes einfach darzulegen“, sei eine hervorragende Gabe Schöttelndreiers, unterstrich Eckhard Ilsemann, Chef der SPD-Kreistagsfraktion. Daher seien die Dinge für die ehrenamtlichen Abgeordneten gut nachvollziehbar und entscheidbar gewesen. CDU-Fraktionschef Gunter Feuerbach betonte, auch dank Schöttelndreier seien im Kreistag „die wegweisenden Entscheidungen seit Jahrzehnten im Konsens getroffen worden“. Dieser Landrat sei „alternativlos“ gewesen, fügte WGS-Sprecher Siegbert Held an und setzte schlicht hinzu: „Einfach Spitze.“
Als Erstem in der neuen Funktion eines hauptamtlichen Landrats sei es Schöttelndreier gelungen, dieser Rolle „ein ausgeprägtes Profil zu verleihen“, führte Hellmann aus. Die Pflichten des Verwaltungschefs und des ersten Repräsentanten des Landkreises seien „in seiner Person verschmolzen“.
„Einige Gänge runterschalten dürfe und könne er jetzt hoffentlich“, wünschte – wie viele andere – Feuerbach einen gelungenen Übergang in den Ruhestand. Das griff Schöttelndreier in einer locker gehaltenen Rede auf (siehe unten), nach der die Gäste ihn stehend mit langanhaltendem Beifall bedachten.

„Vermächtnis weitertragen“
Eine Balance zu finden zwischen dem uns alle bewegenden Abschied und einem Ausblick nach vorne“, diese Aufgabe stellte sich der designierte Nachfolger Jörg Farr als Schlussredner. Heinz-Gerhard Schöttelndreier habe ein „persönliches Vermächtnis hinterlassen“, das da laute: „Für Schaumburg handeln, ohne persönliche Eitelkeiten zu verfolgen, und dabei immer die Bürger mitnehmen.“
Als Stichworte für akut anliegende Herausforderungen nannte Farr die Übernahme der alleinigen Verantwortung für das Job-Center und die Umsetzung des Klinikum-Neubaus. „Wir werden vieles in Deinem Sinne weitertragen“, versprach der künftige Landrat (Dienstantritt: 1. März) dem scheidenden Schöttelndreier.
Abschließend knüpfte Farr an das Herzensanliegen seines Vorgängers an. „Wir brauchen die Selbständigkeit des Landkreises Schaumburg für unsere Weiterentwicklung“, rief er aus. Denn: „Würde der Landkreis zerteilt, würde die Lebensqualität der Bürger hier leiden.“ Daher laute sein Motto, bekannte Farr: „Kooperation statt Fusion.“

Gelassenheit für die Zukunft
Noch vor einem Jahr habe er „beim Wort Abschied unwirsch reagiert“, weil er „davon nichts wissen wollte“. Als „nach wie vor ambivalent“ beschrieb Heinz-Gerhard Schöttelndreier in seiner Rede die Gefühle, die er jetzt mit dem Ausscheiden aus dem Amt verbinde. Schließlich sei er „mit Leib, Seele, Kopf und Herz“ Landrat gewesen.
Aber Schöttelndreier wagte sich ganz zum Schluss verbal schon einmal in sein ganz persönliches Neuland nach Amtsende vor: Schmunzelnd bemerkte er, mit Mut und der ihm im Dienst oft so schwer gefallenen Gelassenheit werde er sich „zu Hause unter der Regie von Ehefrau Margitta einordnen auf einem gemeinsamen zukünftigen Weg“. Zudem werde er am 1. März seine Memoiren beginnen.
Ähnlich heiter wie diesen Punkt, teils gar spitz humorvoll, hielt Schöttelndreier seine ganze Rede – versuchte die Schwere des Abschieds in verbal leichtfüßiger Manier anzunehmen. Vielfaches zustimmendes Gelächter unterstützte ihn dabei.
Er wolle Gefühle nicht verstecken, sondern nehme Dank und Anerkennung an, sagte Schöttelndreier, „auch stellvertretend für alle, die mit mir gearbeitet haben“. Zum Schluss rief er aus: „Lasst uns weiter einstehen für ein starkes Schaumburger Land!“

Bericht: Schaumburger Nachrichten v. 09.02.2011 (ssr)

 


BAD NENNDORF (nb/mh)
 

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Charly" hat es spannend gemacht: Etwa 450 Gäste haben in der Wandelhalle auf den ganz großen Auftritt von Landrat HeinzGerhard Schöttelndreier gewartet.

Doch das prunkvolle Abschiedsentree über den ausgerollten Teppich kam nicht.
Mehr heimlich, still und leise, ließ sich das Kreisoberhaupt an diesem doppelten Feiertag, flankiert von den Sängern des Männerchors Enzen-Hobbensen, in den Saal geleiten.
Mit dem "Schaumburger Heimatlied" eröffneten die Sänger die Veranstaltung und dem Ehrengast stand die Rührung ins Gesicht geschrieben.
68 Jahre ist er gestern, an seinem Abschiedstag geworden, aber doch nicht alt. Das werden alle Freunde, Verbündete und Wegbegleiter bestätigen können, die ihn kennen. Ein besonderes Alter für den bekannten und bekennenden Schaumburger. Er hat damit nun die Altersgrenze erreicht und muss aus seinem Amt ausscheiden. Zwölf Jahre stand er an der Spitze des Landkreises, er war der erste Hauptamtliche Land­rat in Niedersachsen. Beim Landkreis ist er schon viel länger tätig, 45 Jahre umfasst seine Gesamtdienstzeit. Der in Schierneichen geborene Politiker begann 1966 als Kreisinspektor-Anwärter beim damaligen Landkreis Schaumburg-Lippe. Jahre später war er hinter den Kulissen der Gebietsreform 1977 mit dafür verantwortlich, dass aus dem Kreis Schaumburg-Lippe und der Grafschaft Schaumburg ein gemeinsamer Landkreis, der Landkreis Schaumburg, entstanden ist. Über lange Zeit war der leidenschaftliche Surfer für die Entwicklungen und für die Menschen im Schaumburger Land zuständig. Am 28. Fe­bruar tritt Heinz-Gerhard Schöttelndreier nun offiziell in den Ruhestand. Die Schaumburger Begegnung in der Wandelhalle hat gezeigt, wie groß die Bedeutung dieses Mannes für "­sein Schaumburg" ist. Vertreter des Landes, des Kreistages und nicht zuletzt der vielen Städte und Gemeinden seines Landkreises würdigten die Arbeit und die Person Heinz-Gerhard Schöttelndreier.

Bericht: Schaumburger Wochenblatt v. 09.02.2011 (mh)


Mit leidenschaftlichem Einsatz
Schaumburger Identität gestärkt

430 Gäste verabschieden Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier
in der Wandelhalle aus dem Amt

LANDKREIS / BAD NENNDORF (bb). 430 geladene Gäste haben Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier an dessen 68. Geburtstag im Rahmen einer "Schaumburger Begegnung" feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Die Redner hoben in ihren Beiträgen insbesondere Schöttelndreiers leidenschaftlichen Einsatz für
"seinen" Landkreis, seinen Beitrag zur Vertiefung der Schaumburger Identität hervor. Wohl kaum einer der Gäste in der Bad Nenndorfer Wandelhalle dürfte die Verabschiedung ohne Rührung verfolgt haben. Die Gäste erheben sich, um Heinz-Gerhard Schöttelndreier und seiner Frau Margitta zu applaudieren. Der Niedernwöhrener Samtgemeindebürgermeister Fritz Anke (v. re.) und der Stadthäger Bürgermeister Bernd Hellmann überreichen Heinz-Gerhard Schöttelndreier das Abschiedspräsent der Schaumburger Kommunen. 430 Gäste kommen zur Verabschiedung des Landrates, die im Rahmen der "Schaumburger Begegnungen" begangen wird. Das Bläserensemble der Kreisjugendmusikschule spielt während des offiziellen Teils. Der erste Kreisrat Klaus Heimann begrüßt als langjähriger Mitarbeiter Schöttelndreiers die Gäste.

Schöttelndreier kam gemeinsam mit den Sängern des Liederkranzes Enzen-Hobbensen in die Halle, die den Abend mit dem "Schaumburger Heimatlied" eröffneten. Ein Start mit Symbolkraft. Nähe zu den Bürgern, Stärkung des Ehrenamtes, die tiefe Verbundenheit mit seinem Heimatlandkreis, wichtige Grundlinien die Schöttelndreiers Wirken bestimmten, drückten sich im Auftritt im Kreise des Männerchores aus, dessen Mitglied Schöttelndreier seit Jahren ist. Diese Grundlinien griffen auch die verschiedenen Redner auf und fügten weitere hinzu.

Der Erste Kreisrat Klaus Heimann hob in seiner Begrüßung etwa Schöttelndreiers Arbeitseifer und Tempo hervor. "Ihre Schlagzahl war in all den Jahren gewaltig", wandte er sich direkt an den scheidenden Landrat. Stets habe er es verstanden, in der Sache zu überzeugen und mit Konzepten zu steuern. Gern scheide Schöttelndreier nicht aus dem Amt, die Altersgrenze lasse ihm jedoch keine Wahl.

Um dem Landrat den Übergang in den Ruhestand zu erleichtern, hatte der Geschäftsführer des Landkreistages Hubertus Meyer ein besonderes Präsent mitgebracht. Er hoffe, dass das Buch zum Thema Ruhestand für Beamte Schöttelndreier als eine "Art Methadon für den Aktenentzug zum langsamen Abgewöhnen" dienen könne. Der SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzende Eckhard Ilsemann strich Schöttelndreiers Fähigkeit heraus, "komplizierte Sachverhalte verständlich darzulegen". Wichtigster Kernpunkt seines politischen Wirkens sei das Ringen um Stärkung und Erhalt der Schaumburger Identität. Gunter Feuerbach, Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag, charakterisierte das "politische Schwergewicht" Schöttelndreier als "fachlich an der Spitze, nah am Bürger und neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen". Während seines Wirkens habe der Kreistag wichtige Entscheidungen stets im Konsens getroffen. Hartwig Dankwerth hob als Vertreter der Grünen im Kreistag hervor, dass Schöttelndreier sein Amt bis an die Grenze des verkraftbaren und darüber hinaus ausgefüllt habe. Leidenschaftlich habe der Landrat seine politischen Ziele verfolgt, so Sigbert Held, Sprecher der WGS, dazu auch des öfteren auch parteiübergreifend gehandelt. Der Stadthäger Bürgermeister Bernd Hellmann dankte Schöttelndreier als Vertreter aller Schaumburger Kommunen für dessen Einsatz. "Immer im Dienst" habe dieser Maßstäbe gesetzt mit seinem "nicht zu brechendem Engagement". Die Aufgaben, als Verwaltungschef inhaltlich zu arbeiten und gleichzeitig den Landkreis zu präsentieren, habe er in einer Person nahezu perfekt verschmolzen. Er habe für die wirtschaftliche Stärkung des Landkreises ebenso gekämpft wie für die sozial Schwachen.

Nach Schöttelndreiers Rede (nebenstehender Artikel) erhoben sich die Gäste zu stehenden Ovationen. Der scheidende Landrat zeigte sich aufgeräumt. Von dem am Wochenende zugezogenen Bruch mehrerer Rippen ließ er sich nichts anmerken. Neben dem Chor be­gleitete das Bläserensemble der Kreisjugendmusikschule die Veranstaltung. Nach den Reden folgte ein geselliger Teil mit Vorführungen der Lindhorster Trachtengruppe. ­Foto: bb

Bericht: Schaumburger Wochenblatt v. 12.02.2011 (mh)

 

 
 
 

 

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