Ein tropischer Abend auf der "Titanic"

Musik als Bindeglied für Menschen - in der Steinalbhalle Bann führte sie das Blasorchester der "Westpfälzer Musikanten" und den niedersächsischen Männerchor "Liederkranz" Enzen-Hobbensen zusammen. Wieder einmal bewahrheitete sich, daß Musik keine Grenzen kennt. Schon seit Jahren hält die Freundschaft zwischen Vokalisten und Instrumentalisten, zwischen Jung und Alt.

In vier Tagen sprach man mit einem Frühlingskonzert, gemeinsamen Kirchenauftritten und Freizeitaktionen unterschiedliche Besuchergruppen an. Ein großer Publikumszulauf belohnte die Veranstaltungen. Ebenfalls im Team - mit den Bännjer Dirigenten Joachim Buck und Stefan Kallmayer sowie Manfred Neumann als Dirigent der Gäste - wurden die ausgesuchten Werke zeitgenössischer Komponisten angegangen.

 

Mit Waigneins "A Medieval Suite" und der "Second Suite in F" von Gustav Holst spannte sich beim Blasorchester der Bogen über Pop, Deutschrock vom Mittelalter fast bis zur Gegenwart. Wuchtig modern und irisch rund, mit einem übertönigen "Greensleeves-Motiv" erklangen die Suite-Schlußsätze. Melodien von "BAP", "PUR", Müller-Westernhagen bot das Manfred-Schneider-Medley "Made in Germany". Unter die Haut gehend prägte sich, reprisenartig wiederholt, Matthias Reim Erfolgshit "Verdammt ich lieb dich" ein.

Im "Rhythmus der Zeit" - so ein Titel des Meisterchores Enzen-Hobbensen aus dem Schaumburger Land - unterhielten die 38 Sänger die Konzertbesucher, ja hielten sie mit ihrem erfrischend leichten Gesang gefangen. "Leichtes Blut", "Die Rose", "Singen mit Freude" sang man auf den Punkt: gut artikulierend setzte man mühelos angenehme dynamische Höhepunkte und strickte stets pulsierende Klangmuster. So geriet denn auch die Chorversion von "Rock my soul" zum glaubwürdigen Spiritual.

Gleich eine ganze Palette von Otto-Groll-Liedern, wie sie nicht jeder kennt, hatten die Sänger aus Enzen-Hobbensen im Repertoire. Im forcierten Ansatz ("Musik kennt keine Grenzen"), im bewegten Quickstep-Tempo ("Sing mit mir"), romantisch-träumerisch ("Tropischer Abend") oder mit Feuer in der Stimme ("Zigeuner, spiel uns auf") lauschte man dem flexibel reagierenden Chor. Als exzellenter Führer am Klavier erwies sich Chorleiter Manfred Neumann.

Gemeinsam mit dem Blasorchester setzte man sogar noch eins drauf: als Uraufführung mit eigens von Neumann verfasstem Text verfolgte man nach Kees Vlaks dramatisierender Notierung die "Titanic-Story" wie im Film. Der Strahlglanz der Trompeten - einschließlich des solistischen Vortrags - machte den Reiz von "Deep River" aus. Stimmig war die Chemie zwischen Chor und Orchester.

Zwei Aktive des Blasorchesters wurden geehrt. Als Vertreter des Kreismusikverbands zeichnete Stefan Kallmayer die Musikantin Elisabeth Schlachter für 20-jährige Tätigkeit mit der silbernen Ehrennadel aus. Roland Dittrich erhielt für 30 Jahre das goldene Abzeichen des Landesmusikverbands.

 

Die Rheinpfalz 07.05.2003