Begeisterndes
Konzert mit Tenor Volker Bengl und Männerchor Enzen-Hobbensen
„Heilig,
heilig, heilig, heilig ist der Herr“ – ganz leise, behutsam, aber
ebenso sicher und klar klingt das Bekenntnis durch den Kirchenraum.
Absolute Stimmkontrolle zeigt Volker Bengl in den leisen Phasen des
„Sanctus“ von Franz Schubert – nicht nur an dieser Stelle. Der berühmte
Münchener Tenor, am Vorabend noch live im Fernsehen zu sehen, gestaltete
am Sonnabend in der voll besetzten Meerbecker Kirche gemeinsam mit dem
„Liederkranz“ Enzen-Hobbensen ein Weihnachtskonzert. Es war ein
begeisternder Abend, der sich am nächsten Tag in der Seggebrucher Kirche
wiederholte.
Meerbeck. Im
„Sanctus“ aus Schuberts „Deutscher Messe“ schwillt die Stimme des
Tenors nach der leisen Passage an, gewinnt an Volumen und Strahlkraft,
„schreibt“ schließlich die folgenden Worte gemäß ihrer Bedeutung
groß und leuchtend in den Raum: „Allmacht, Wunder Liebe, alles
ringsumher! Heilig, heilig, heilig, heilig ist der Herr.“ Die Technik
des Sängers, das Erlernte, Trainierte stehen ganz im Dienst des
Ausdrucks. Dies ist es wohl vor allem, was die mehr als 1000 Menschen in
der Meerbecker Kirche begeistert: Sie erleben mit Volker Bengl keinen
routinierten Stimmakrobaten, der sich – mit Vokabeln als notwendige
Nebensache – die Tonleiter herauf- und herunterschwingt. Das gesungene
Wort steht im Mittelpunkt, verlangt vom Sänger Identifikation.
Als
„Hoffnungsbilder für uns gesungen“ hat Pastor Hans- Bernhard Fauth
das Konzert angekündigt. Der Männerchor besteht glänzend neben Profi
Bengl. Eine gleichmäßige Grundspannung liegt in dem 50 Stimmen starken
Klangkörper. Die Spannung, aufgebaut in langen Jahren disziplinierter
Probenarbeit, weiß Chorleiter Manfred Neumann selbst in feinsten Nuancen
auszudehnen oder zu entspannen. Bei „Deep River, home is over Jordan“
setzen die Sänger machtvoll ein, nach überzeugenden Soli von Günter
Messerschmidt (Bass), Kurt Brackhage (Bariton) und Martin Rehmer (Tenor)
zu Beginn des Gospels. „Ich bete an die Macht der Liebe“ singt der
Chor gemeinsam mit Bengl, begleitet vom Bläserquintett „Brassacaglia“.
Die fünf Musikstudenten aus Hannover bereichern das Konzert mit heiterem
auflockernden Sound. So reimen sich Radetzky-Marsch-Passagen
kompositorisch immer wieder auf ein bekanntes Winterlied. Mit „S’
Blechglöckle“ ist das Arrangement, gefügt von Trompeter Andreas Lange,
alpenländisch angekündigt es geht um „Jingle Bells“. Zuvor erleben
die Zuhörer, dass auch ein Bühnenprofi sich im Ablauf irren kann.
„Besser, als wenn ich draußen verschollen wäre“, entschuldigt Bengl
sein verfrühtes Erscheinen vor einem weiteren Titel-Block des Männerchores.
Abgegangen wird nicht, „Für die Schönheit dieser Welt“, bearbeitet
von Manfred Neumann, stattdessen vorgezogen. Etliche Lieder singt der berühmte
Gast gemeinsam mit dem Liederkranz „Enzen-Hobbensen“, geizt keineswegs
mit seiner Kunst. Für viele Konzertbesucher bildet Bengls „Ave Maria“
von Franz Schubert den Höhepunkt des Abends. Während des anschließenden
langanhaltenden Applauses ergreift Bengl dankbar die Hände Manfred
Neumanns, der ihn bei allen Titeln sicher und einfühlsam am Piano
begleitet. Die Lichter werden heruntergedimmt, als Chor, Bläser und
Solist schließlich als Abschluss eines großartigen Konzertes die
„Stille Nacht“ intonieren.
Schaumburger
Nachrichten 10.12.2002

|